Machen wir uns nichts vor. Wir haben alle den neuen Kollegah-Song gehört. In mir machen sich beim Hören zwei gänzlich unterschiedliche Gefühle breit: Einerseits fühlt es sich an, als käme eine Ex-Freundin, die mich vor Jahren für einen reichen Kerl mit Segelschein, vorzeigbarem Golf-Handicap und Mercedes verlassen hat jetzt wieder zurück weil sie die alten Zeiten ja so sehr vermisst. Wir wissen aber beide, dass es eigentlich daran liegt, dass der reiche Typ seine Sekretärinnen (ja Plural, er ist extrem reich) bumst und sie in seiner Welt nichts verloren hat. Andererseits bin ich auch einfach nur froh, denn der Track kommt und geht ohne mir ein Sportprogramm oder Tickets für ein Seminar verkaufen zu wollen.
Auf Alphagenetik macht Kollegah einfach wieder das, wonach viele seiner Fans seit Jahren verlangen – er besinnt sich auf seine alten Stärken und überzeugt mit Wortwitz wie auch Reimtechnik und bei allem Hate, den er die letzten Monate einstecken musste, kann ihm keiner absprechen, dass er darin zu den Besten des Landes zählt. Trotzdem kommt immer wieder das Gefühl auf, Kollegah würde das jetzt nur alles machen, um seinen Ruf zu retten und nicht mehr aus Freude an der Sache, aber ich lasse von kommenden Singles gerne meine Meinung ändern.
Man muss natürlich noch auf einzelne Lines eingehen, aber um jetzt nicht zu erklären, dass „Lage“ rückwärts gelesen „Egal“ ergibt oder großartig aufzuzählen, was ich persönlich lustiger finde als eine Hoodschießerei (Einiges) möchte ich mich auf eine Zeile aus der Hook beschränken:
Im Kampf gegen Hyänen ist ein Wolf an meiner Seite
Ich verstehe das Bild, das Kollegah hier zeichnen möchte, muss mich aber trotzdem Fragen, ob er nicht besser nochmal eine Tier-Doku geschaut hätte. Wir schließen jetzt die Augen und stellen uns eine Hyäne vor. Wo läuft sie herum? Genau in Afrika. Ja gut vereinzelt findet man Streifenhyänen im südlichen Asien, aber beim Bild einer Hyäne denkt eigentlich Jeder (inklusive Google Bildersuche) an die Schabracken- oder Tüpfelhyäne. Wir befinden uns gedanklich also in Afrika, einem Kontinent auf dem es meines Wissens (und laut Wikipedia) keine Wolfspopulation gibt. Denk einfach mal drüber nach. Vielleicht meint Kollegah ja auch was ganz Anderes und ich habe es einfach nicht verstanden.
Jedenfalls freue ich mich, dass nach all den Seminaren mit fragwürdigen Ticket-Preisen, Battleturnieren mit fragwürdigen Jury-Votes, Undercover-Berichten über fragwürdige Mentoring-Gruppen und Wanderungen auf den Untersberg jetzt endlich wieder die Musik kommt, die die Fans haben wollten. Da verschmerzt man dann auch die ein oder andere zoologische Ungenauigkeit. Leider fühlt es sich trotz aller Parallelen zum alten Kollegah aber so an, als würde der Kellner meine Bestellung erst nach 2 Stunden bringen und ich hätte mittlerweile schon so viel aus dem Brotkorb gegessen, dass ich keinen Hunger mehr habe.
„Trotzdem kommt immer wieder das Gefühl auf, Kollegah würde das jetzt nur alles machen, um seinen Ruf zu retten und nicht mehr aus Freude an der Sache,…“
Hab 1zu1 Meinung mit dem Artikel, aber vielleicht schwächt sich das Gefühl, wenn man bedenkt, dass er zu seiner Glanzzeit trotzdem noch ein Zuhältertape im (fast) alten Style gemacht hat. War ja nicht unbedingt nötig zu dem Zeitpunkt.
Nehme mal an die Freude ist da und die Rufrettung ein schön einplanender Nebeneffekt.
Wäre schön, wenn Kollegah nach Jahren wieder liefern würde.