2. Mai 2024
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Warum wir nicht über das Karriereende von Bausa trauern

Warum wir nicht über das Karriereende von Bausa trauern

Summary:

Bausa deutete in einem Instagram Post ein mögliches Karriereende nach seinem nächsten Album an. Wir trauern dem nur wenig entgegen.

Bausa galt vor nicht allzu langer Zeit als einer der interessantesten Newcomer Deutschlands – nur wenige Jahre später ist er einer der bekanntesten Musiker in Deutschland. Während der Bietigheimer vor einiger Zeit durch seine Featureparts auf „Odysee“ und 1999 Pt.3″ noch als Geheimtipp galt, hat er heute dank „Was du Liebe nennst“ eine Diamant-Schallplatte in seinem Wohnzimmer hängen. Kann man so machen. Trotz all dem Erfolg hat Bausa für Ende des Jahres sein letztes Album angekündigt und seine aktuelle Tour verschoben, um an eben diesem zu arbeiten. Obwohl ich selbst in Bausa mal einen der interessantesten Rapper gesehen habe ist meine Reaktion doch ziemlich kalt, denn wir werden keinen Künstler verlieren, den die Szene unbedingt noch braucht. Warum das so ist, erfahrt ihr hier.

Viel Kommerz, wenig Seele

Auch wenn der Titel klingt als sei ich ein hängengebliebener Reelkeaper, möchte ich das gleich dementieren! Kommerz ist nicht immer schlecht, es gibt beinahe Woche für Woche gute Tracks und auch die Modus Mio Playlist bietet ab und an einen Song, der überzeugen kann. Bausas Entwicklung über die Jahre hatte aber nur ein Ziel: Mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Radio-Singles, egal wie. Weg von gefühlvollen Songs, hin zu 15 Versuche noch ein zweites „Was du Liebe nennst“ zu schreiben. Die melodischen Songs, die eingespielten Instrumente, alles, was Bausa noch auf sein Album „Dreifarbenhaus“ stark machte verschwand immer mehr – mittlerweile geht es nur noch um den nächsten Radio-Hit und weniger darum, etwas eigenes zu kreieren.

Nur noch Industrie

Vor allem auf Fieber zeigte Bausa, dass er einfach nur ein bekannter Artist werden möchte, als etwas mit Bedeutung zu erschaffen. Auf beinahe jedem Song hört man ihm (und den Produktionen, die vorwiegend von „The Cratez“ stammen) an, wie Sie im Studio gesessen haben und sich auf Teufel komm raus überlegt haben, was die Ganzen 15 jährigen des Landes gerne auf der nächsten Dorfparty hören möchten. Den Gedanken merkt man auch bei der Single-Auswahl der Platte, denn die kreativeren Songs der Platte ersticken irgendwo am Albumende, während die Klischee-Radio-Songs allesamt als große Videoauskopplung bereits vorab veröffentlicht wurden. Es geht weniger darum, das Album als Ganzes zu promoten, sondern einzelne Singles in den Charts zu platzieren.

2019 und immer noch die selben Songs

Einer der musikalischen Tiefpunkte stellt sicher „Skifahren“ dar, der im gesamten Konstrukt einfach absolut gar nichts aussagt. Ein Song, der selbst in den Afrotrap-Hochzeiten nur wir ein billiger Abklatsch wirkt. Ein Song, der so klingt, als hätte ich ihn schon 20 mal gehört, denn selbst der Text ist ausnahmslos so langweilig, dass ich mich nach den 4 Minuten frage, was genau da eigentlich gerappt wurde, da bleibt kein einziges Wort hängen. Warum probiert man nicht wenigstens, einen Mittelweg zwischen kommerzielleren Sounds und den eigenen Stärken zu finden? Man könnte meinen, es sei beinahe unmöglich geworden, ohne Afrotrap erfolg zu haben. Viele Rapper konnten bereits das Gegenteil beweisen, warum hat Bausa mit diesem Gedanke schon aufgehört?

Veraltete Rollenbilder, stumpfer Sexismus

Ja, die Debatte geht auch wieder los und muss auch hier erwähnt werden. Denn textlich entwickelte sich Bausa immer mehr zu einem stumpfen, sexistischen Lyriker. So rappte er unter anderem:

– Bausa auf „Vossi Bop“

In nur wenigen Worten schafft er es, sowohl homophobe als auch sexistische Texte zu vereinen, völlig ohne Pointe. Ohne Wortwitz, ohne doppelten Boden. Einfach plumper, stumpfer Sexismus. Das Ganze ist kein Einzelfall, denn auch „Dreifarbenhaus“ findet man weitere Songs, die auf veraltete Rollenbilder zwischen Mann und Frau schließen lassen. Solche Zeilen findet man (leider) nicht nur bei Bausa – doch die Art, wie er eben diese performt ist schlichtweg eklig. Man hat weder das Gefühl, als rappt er solche Lines aus einer Rolle hinaus, noch möchte er auf einer anderen Ebene etwas aussagen. Man hat schlichtweg das Gefühl, solche Ansichten und Zeilen kommen aus purer Überzeugung. Das braucht in 2020 kein Mensch mehr.

Gut, wir alle wissen, dass ein Karriereende bei einem Rapper meist nur temporär ist und die ersten Songs für das große Comeback-Album vermutlich schon geschrieben sind (ich setze 20 Euro auf ein Comeback-Album in 2022). Und falls sein „letztes“ Album wirklich sein letztes Album bleibt und seine aktuelle „Entwicklung“ einfach nur  fortführt werden wir immerhin keinen Künstler verlieren, den die Szene unbedingt gebraucht hat. Dass man das kommende Album auch bereits viele Monate vor Release als das letzte Album promotet zeigt auch bereits wieder Tendenzen, dass es auch hier rein um Verkäufe gehen wird. Es würde mich bei seiner Kommerzialisierung schon kaum noch wundern, wenn er sich das Red Bull Logo ins Gesicht tätowieren würde und ab sofort unter dem Künstlernamen RB Bausa seine Musik veröffentlicht. Ich höre dann mal „Odysee“, denke noch kurz über sein verschenktes Potential nach und bin raus.

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Kommentare
Kommentare
  • Komplett hängengebliebener Realkeeper, trotz dementierung.
    Wenn Kommerz und popiger Sound dir persönlich nicht passt, heist das in keinem Fall das der Künstler nicht abliefert.
    Der Song Skifahren zb will auch garnicht lyrisch überzeugen obwohl er durchaus witzige und kreative Passagen bietet wie
    „Im Sommer Skifahren, Mastercard und Visa/
    Bleib bei deiner Linie und gib Gas im Schnee“
    Das schaffen von Bausa zu diffamieren wirkt an der Stelle doch sehr wie persönliche Präferenz basierend auf den Frauenverachtenden und Klischeelastigen Texten. Aber wenn dir sowas nicht passt dann hast du dir das falsche Genre ausgesucht und nimmst die Aussagen auch zu ernst.

    • wenn du solche Songs feierst und das in Ordnung findest, was er da von sich gibt, bist du wohl hängengeblieben und verstehst den Kern des Genres „HipHop“ und „Rap“ nicht.
      Ab, zurück ins Erdloch mit dir!

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