24. April 2024
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Warum wir auf Capimo getrost verzichten können
Cover: Capo & Nimo - Capimo

Warum wir auf Capimo getrost verzichten können

Summary:

Am 22. März veröffentlichen Capo und Nimo ihr erstes gemeinsames Kollabo-Abum. Nach nur drei Singles steht für uns bereits fest: Brauchen wir nicht.

Hätte mir vor zwei bis drei Jahren einer erzählt, dass Capo und Nimo ein gemeinsames Album veröffentlichen, hätte ich wohl mit einen der härtesten Strassenrap-Alben der Azzlacks gerechnet. Und ganz nebenbei bin ich ein kleiner Fan des klassischen Azzlack-Offenbacher-Straßenrap. Nimo mit seinem düsteren Stimmeinsatz, mit dem er auf „Nie Wieder“ Erfolge feiern konnte und Capo, der sich erst kürzlich mit seinem Album ‚Alles auf Rot‘ als ernstzunehmender Straßenrap-Künstler in der Szene etablieren konnte. Die Vorstellung, was dabei hätte raus kommen könnte, weckte in mir eine riesige Vorfreude. Düster, roh, ehrlich, harte Lyrics. Und was haben wir bekommen? Nunja… Beim Hören der Songs entwickelte sich statt der besagten Vorfreude eher ein „Bruder muss los“-Gefühl. Werfen wir doch mal einen Blick in die Lyrics.

‚Mein Kafa ist leyla, Kafa ist leyla Kafa ist leyla, Kafa ist leyla, jaja Leyla, leyla Leyla, leyla Mein Kafa ist leyla, Kafa ist leyla Kafa ist leyla, Kafa ist leyla, jaja Leyla, leyla Leyla, leyla Ja, vielleicht mach‘ ich Fehler, vielleicht mach‘ ich Fehler Vielleicht mach‘ ich Fehler, vielleicht mach‘ ich Fehler, jaja Das gehört zum Leb’n Diggi, das gehört zum Leb’n (ey!) Aber bereu’n tu‘ ich später, bereu’n tu‘ ich später Denn Ekho, ich leb‘ grad, denn Ekho, ich leb‘ grad, jaja Ich leb‘ mein Leben Diggi, ja, ich leb‘ mein Leben (jaja)‘

Dafür, dass die Songs scheinbar Richtung Kommerz, Radio oder Shishabar gehen sollten, sind die Lyrics alles andere als eingängig. Wie soll man das denn bitte live mitsingen? Vor allem, wenn es auf dem Song so gerappt wird, dass ich bei Genius nach den Lyrics schauen musste. Obwohl, textlastig ist der Song ohnehin nicht. Das Album selbst weiß absolut nicht, was es sein soll. Ist es ein Rap-Album? Ist ein Dancehall-Ding? Soll es ein eher orientalisches Album sein? Egal unter welchem Genre man das Album betrachtet, es ist einfach nicht gut. Doch die größte Frage, die sich mir generell die ganze Zeit bei mir im Kopf stellt, ist ein Einfaches „WARUM?“. Warum müssen zwei so talentierte Rapper DAS machen? Ich habe nichts gegen einen neuen Sound, tatsächlich fordere ich meist sogar, dass sich Rapper zwischen ihren Releases entwickeln und etwas mehr Experimentierfreude wünschenswert wäre. Cro wäre zum Beispiel nicht da wo er jetzt ist, wenn er zwischendurch damit angefangen hätte, ein Gangsterrap-Album zu veröffentlichen. Er hat seinen Sound und seinen Stil stets weiterentwickelt – von Album zu Album.

Was mich neben den Lyrics stört, ist der unerträgliche und ungekonnte Einsatz von Effekten. Und dabei bin ich sogar ein ziemlich großer Fan von Autotune und Talkbox. Doch was leider nur ein Bruchteil von den Rappern versteht, ist es richtig einzusetzen. Bei Capimo fehlt eine klare Vision, wie die Songs klingen sollen. Für mich wirkt das Ganze so, als ob Sie einfach selbst keine Ahnung haben, es mehr oder weniger kommentarlos dem Mischer abgeben und nur sagen „Mach mal Autotune!“. Am Ende klingt eigentlich fast jeder Song gleich. Hört Euch mal das letzte Album von LGoony an, welches er nebenbei sogar selbst gemischt hat. Ja, man kann ihn eventuell auch haten, aber er weiß genau, wie er klingen will, hat eine klare Vorstellung von dem Sound und schafft es perfekt, die Spuren durch Effekte in Szene zu setzen. So eine Herangehensweise kann der beste Sound-Engineer der Welt nicht ersetzen, denn das ist LGoony mit Sicherheit nicht.

Was am Ende von Capimo bleibt ist ein ziemlich eindimensionales Album, welches zwischen Champions-League-Spielen in Shishabars läuft, während sowieso alle miteinander reden und niemand auf Einzelheiten oder Lyrics achtet. Das sollte von keinem Künstler der Anspruch sein – selbst wenn sich damit derzeit viel Geld verdienen lässt. Warum sich zwei der besten Straßenrapper zusammenschließen um am Ende ein Album zu produzieren, was mit ihren Ursprüngen nichts zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Capimo könnte so viel sein, ist am Ende aber so wenig. Capimo ist ungefähr so, als würde Cristiano Ronaldo künftig in der Innenverteidigung spielen wollen. Kann man machen, ist aber einfach falsch.

Bildquelle: Cover: Capo & Nimo – Capimo

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Geschrieben von
kollin
Kommentare
Kommentare
  • Nimo und Capo sind Künstler und dürfen mit Ihrer Musik machen was Sie wollen. Es zeigt deren Vielfältigkeit, das gleiche hat Ufo361 auch gemacht. Ich bin ein Berliner, 808 und VVS geh. In 3 komplett verschiedene Richtungen.
    Es sind ob du es willst oder nicht alles gute Songs von Capimo, welche alle gut bei deren Fans ankommen. Man sollte immer mit Typveränderungen rechnen und als echter Fan zieht man mit. Der Autor ist jedoch nicht ein Fan von den Künstlern, sondern von Gangster-Rap, weswegen es kein Wunder ist das er sich über eine andere Musikrichtung beschwert. Der Titel spiegelt lediglich die Meinung des Autoren wieder und noch der Allgemeinheit und damit ist dieser Beitrag irrelevant

    • Hi JT,
      Reviews entsprechen immer er Meinung eines einzelnen Redakteurs, das ist in jedem Magazin so. Das ist das Konzept davon.

      Ich muss dir aber auch bei anderen Punkten widersprechen, ähnlich ist es auch bei dem MoTrip/Ali As Album, was ja auch absolut nicht dem entspricht, was beide sonst machen. Das Album hat nicht gezeigt, wie vielfältig beide sind, sondern es war einfach absolut nichts besonderes.

  • Ich glaube zuerst war das Ziel, bei Capimo ein Album zu machen im Stile von „Lambo Diablo GT“, Trap im 80er-Stil. Wie du schon erwähnt hast hat das dann in der Praxis nicht so gut geklappt, mit Songs wie „Shem Shem & Sex“ kam dann dieser Vibe ein bisschen wieder, aber er verschwand wieder schnell.
    Das einzige positive was ich an diesem Album sehe ist, dass man es gut im Auto hören kann, die Beats gehen klar und es ist besser wenn man nicht auf den Text hört 🙂

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