Hi Kynda Gray, zu Beginn, wie geht es dir?
I’m goody. Hoffe du auch!
Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. In meiner Vorbereitung ist mir aufgefallen, es ist eher selten, dass du mit Hiphop-Medien sprichst, woran liegt das?
Gern doch, ich feier sehr was ihr macht. Ich denke das liegt zu 50% daran, dass ich die meisten HipHop-Medien scheiße finde und zu 50% daran, dass die meisten HipHop-Medien mich scheiße finden. Und vielleicht auch ein bisschen daran, dass ich generell nicht gern mit Menschen rede, die ich nicht kenne.
Du hast nun am Freitag deine Single „Red Light“ veröffentlicht. Den Song hast du bereits im Mai angeteasert, warum kommt er „erst“ jetzt?
Ich weiß nicht, stärkere Songs liegen bei mir irgendwie öfter mal länger rum. No Way z.b. ist in der Backyard Story Zeit entstanden war dann aber erst auf Sundays drauf, weil ich noch sehr lange am Beat rumgebastelt hab. Bei Red Light war’s so dass der Song eigentlich einfach nur eine freestyle Skizze war, aus der ein fertiger Song hätte werden sollen. Es hat einfach bisschen gedauert bis ich mir eingestanden hab, dass es den Song nicht besser macht, wenn ich ihn neu aufnehme und ein bisschen umschreibe nur damit ein paar stellen besser verständlich sind. Im Endeffekt soll ein Song ein Gefühl in dir auslösen und ich fand, dass Red Light das tut auch wenn z.B. der 2. Teil der Hook komplett unverständlich ist.
In diesem Jahr war dein Output generell sehr gering. Bedeutet, du arbeitest gerade an einem Projekt? Kannst du da schon etwas teasern?
Nach meinem letzten Mixtape ists mir eine Zeit lang ziemlich schwer gefallen Musik zu machen. Dieses ganze drumherum, dass dazu kommt sobald du ein bisschen Aufmerksamkeit kriegst hat mich so krank abgeturnt, dass ich ein bisschen abstand brauchte für eine Zeit. Zum Teil lag’s aber bestimmt auch daran, dass ich halt 4 Mixtapes innerhalb von einem Jahr gedroppt hab. Sowas schlaucht einen schon vor allem wenn man fast alles selbst macht von Beats bis Cover. ’’SIXHILLSHAWTY’’ coming soon tho. Red Light ist der erste Song des nächsten Projektes. Hab mir genug Zeit gelassen für dieses Jahr.
Du bist für mich ein sehr einzigartiger Künstler in Deutschland, ein wenig angelehnt an die „New Generation“ in Amerika. Denkst du, dass sich der Sound von dir in Deutschland noch durchsetzen kann?
Danke erstmal für das Kompliment! Ich glaube, wenn man bisschen Talent hat und wirklich arbeitet für das was man will wird sich auf Dauer durchsetzen was man macht, die Frage ist nur wann. Ich habe kein Problem damit zu Grinden.
Für dein Song „No Way“ hast du eine Hook an Post Malones Hit „Rockstar“ angelehnt. Welche Künstler dienen dir außerdem noch als Inspiration?
Naja, ich bin 21 also natürlich Leute wie Kanye, Weezy und alte Weeknd Sachen aber auch Bands wie z.B. Linkin Park. Es gibt auch ein paar von der ’’New Generation’’ die auf jeden Fall Einfluss haben auf das was ich tue. X und Lil Peep z.B. waren beides sehr eigene Künstler und sowas findet man nicht oft in der Aktuellen Musik-Landschaft. Die No Way Hook war übrigens unbewusst an Rockstar angelehnt ob mir das jemand glaubt oder nicht. Ich hatte lustiger weise tatsächlich an Fetty Wap gedacht beim Aufnehmen nicht an Posty und als ich’s gemerkt hab war das Video schon gedreht. Es sind halt im Endeffekt 2 Zeilen mit ähnlicher Melodie also dachte ich mir ’’fuck it, gibts halt paar mehr Kommentare, die den YouTube Algorithmus anregen’’. Meine Lieblingskommentare waren übrigens die mit ’’erinnert noch jemanden der Beat bisschen an Rockstar von Post Malone?’’ wenn man bedenkt dass die Beats nichts miteinander zu tun haben.
Ich finde, du lebst auch stark von deiner Erscheinung. Den Style, Facetattoo, deine Ausstrahlung. Probierst du, dir eine Marke in der Hinsicht zu erschaffen? Siehst du das ganze ähnlich wie ich?
Ich weiß nicht, kann schon sein. Aber ich denke das kommt mehr unterbewusst als alles andere. Ich habe halt einfach einen Geschmack und eine Vorstellung von Ästhetik und die lebe ich aus. Ich habe nicht wirklich plan von Mode oder so, ich weiß halt einfach was ich cool finde und was nicht. Ich weiß allerdings schon was du meinst. Persönlich finde ich bei Künstlern immer wichtig, dass alles irgendwie in sich stimmig ist, deshalb achte ich wahrscheinlich bei mir selbst auch ein bisschen darauf.
Hast du da eigentlich auch ein wenig Angst vor Gegenwind? Wenn Hiphop-Medien zum Beispiel über dich, oder tätowierte Künstler aus Amerika berichten, geht es in den Kommentaren eigentlich nie um die Musik. Weißt du, was ich meine? Die Leute schließen einen automatisch deshalb aus, weil es eben neu ist.
Ach dikka, wenn es mir darum ginge was andere Menschen von mir halten würde ich nicht aussehen wie ich aussehe. Das Internet ist halt einfach das Internet und dass ein Großteil des Deutschrap Publikums krank hängengeblieben ist wissen wir doch auch alle. Ich will nicht so tun als wäre ich allen krass voraus oder so aber Enge Hosen z.B. hat am Anfang auch jeder gehatet. 2 Jahre später ist jeder damit rumgelaufen. Die Menschen brauchen halt Zeit um sich an Dinge zu gewöhnen. Ich mach worauf ich bock hab, seien es Facetats oder Lackierte Fingernägel. Menschen in HipHop.de Kommentaren sind das letzte was mich davon abhält. Außerdem wird es Zeit, dass es ein paar Artists in Deutschland gibt die sich bisschen was trauen. Geht doch alles im Endeffekt darum zu machen was man fühlt und Leute zu inspirieren.
Was ist für dich das größte Problem in der Hiphop-Szene bezogen auf deine Musik?
Ich glaube das was mir am meisten im Weg steht ist, dass ich viel zu wenig Clout-Chaser bin und zu ungern mit Leuten ’’Connecte’’. In Deutschland geht es nur um Co-Signs. Die Leute hier feiern etwas nur wenn Rapper A und Rapper B gesagt haben es ist cool. Deshalb versuch hier auch jeder Newcomer mit jedem größeren Artists zu connecten und Features zu machen. Ich mache generell eher ungern Features und wenn dann nur wenn es irgendwie organisch dazu kommt, weil man zufällig zusammen im Studio ist oder so. Ich bin z.B. cool mit Nura aber ich bin nicht cool mit ihr, weil ich ein Feature will, sondern weil ich sie einfach als Person sehr mag. Ich Feier natürlich trotzdem sehr was sie Musikalisch macht aber es geht mir dabei einfach nicht um ein Feature. Wenn man irgendwann mal zusammen im Studio sein sollte und man hat eine Idee: cool. Aber bestimmt nicht, weil ich da grade eine Möglichkeit sehe ein bisschen Aufmerksamkeit zu generieren. Dass ich keinen Bock auf Labels und den ganzen Industrie Müll habe ist glaube ich gar nicht so das Ding. Man kann sich auch so sein Team aufbauen. Jemand wie Trettmann funktioniert auch ohne Label. Bei ihm gibt es allerdings dann wieder die Sache mit den co-signs.
Du bist schon sehr lange in der Hiphop-Szene, hast den Newcomer Status noch nicht ganz ablegen können. Wie probierst du in den kommenden Jahren oder Monaten fest in der Szene Fuß zu fassen?
Ich werde genauso weitermachen wie jetzt und mich von Projekt zu Projekt steigern. Jedes Tape von mir war bisher ein großer step up zu dem davor. Ich glaube, dass diese Art sich etwas aufzubauen viel gesünder und Langlebiger ist als plötzlich einen Hit zu haben. Wenn ich Shows spiele oder Pop-Up-Stores mache fahren Menschen 600km dahin ohne einen Schlafplatz zu haben. Wenn ich Tapes droppe hören es vielleicht nicht krass viele aber die die sie hören pumpen sie wirklich intensiv und hören sie nicht random 2 mal in einer Spotify Playlist auf shuffle. Außerdem bin ich wie gesagt dieses Jahr 21 geworden. Hätte ich vor 2-3 Jahren random einen Hit gehabt wäre ich gar nicht auf dem Level gewesen etwas aus dieser Aufmerksamkeit zu machen. Mittlerweile sieht das anders aus.
Was mir aufgefallen ist: Du drehst zu deinen Songs eher selten Musikvideos, auch Interviews gibst du wenig vor der Kamera. Woran liegt das? Der Beruf Rapper lebt ja ein wenig davon, meidest du dennoch die Kameras bewusst?
Ja es ist schon mehr oder weniger bewusst. Ich denke in einer Zeit, in der jeder Artist 247 seine Fresse in jede Kamera hält ist es vielleicht ein wenig erfrischend, wenn es Artists gibt die nicht jedes bisschen von sich preisgeben für ein bisschen Aufmerksamkeit. Wenn du wissen willst wer ich bin dann hör meine Musik oder guck dir mein IG an. Bei Musik-Videos ist das Problem aber ein anderes. Der Teil, in dem ich vor der Kamera stehe ist zwar trotzdem nicht so mein Ding aber da geht es ja um viel mehr. Man versucht dabei ja den Vibe eines Songs bildlich darzustellen oder zu komplimentieren. Das ist etwas worin man sich künstlerisch ausleben kann. Das Problem dabei ist eher, dass ich es extrem schwer finde, solche Dinge aus der Hand zu geben. Ich weiß nicht ob ich zu perfektionistisch bin oder einfach einen Kontrollzwang hab aber wenn ich das Gefühl habe, dass ein Video nicht genau so wird wie ich es in meinem Kopf habe drehe ich lieber keins. bis zum No Way Video das Louis Vuittom gemacht hat hatte ich nie das Gefühl bei jemandem, dass er in der Lage ist meine wirre Vision umzusetzen. In Zukunft wird da aber einiges kommen.
Bisher gab es relativ wenige Live-Auftritte von dir: Versuchst du das, zukünftig zu ändern, gar eine eigene Tour zu spielen? Ist das anders als bei Videointerviews, genießt du das mehr?
Relativ wenige die du mitbekommen hast, weil ich im letzten Jahr kaum welche gespielt hab. Live-Shows sind tatsächlich etwas worin ich sehr aufgehe und was mir sehr wichtig ist aber dabei geht es ja auch wieder um viel mehr als die Aufmerksamkeit der Leute. Es stehen Menschen vor der Bühne, die zu deinen Beats abgehen und deine Texte mitsingen. Gibt nicht viel was man mit diesem Gefühl vergleichen kann. Außerdem hast du dabei eine direkte Reaktion zu deiner Musik. Sowas kommt übers Internet nicht so rüber wie, wenn du nach einer Show mit jemandem redest der sich eine Line von dir oder etwas mit Bezug auf deine Musik tätowiert hat. Mein Fokus lag letztes Jahr aber einfach woanders. Ich dachte mir ich gebe den Leuten erstmal paar Songs, die ich spielen kann bevor ich live spiele. Auf eine eigene Tour hätte ich bock aber ohne Booking-Agentur ist sowas leider nicht so einfach. Das ist einer der Nachteile, die man hat, wenn man sich gegen den ganzen Industrie Shit wehrt. Es gibt allerdings grade ein paar Gespräche diesbezüglich.
Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir.
Danke Dir und danke jedem der unterstützt was ich mache! ’’SIXHILLSHAWTY’’ on the fuckin’ way.