Ab einem gewissen Alter kannst du eigentlich kein Rapper mehr sein!
Für die Einen war es 30 für die Anderen 40, aber alle Fans waren sich einig, dass man ab einem gewissen Alter kein Rapper mehr sein kann, ohne sich selbst komplett lächerlich zu machen. Heute haben einige Rapper das Gegenteil bewiesen: Savas ist 45 und rappt wie eh und je, Fler schreit mit 38 Polizisten an, Manuellsen ist über 40 und niemand würde ihm eine gewissen Coolness absprechen. Noch verrückter wird es wenn man nach Übersee schaut: Eminem und Kanye West sind weit über 40, Jay-Z hat schon seinen 50er gefeiert und schafft es scheinbar trotzdem noch Beyonce zu beglücken. Auftritte des Wu-Tang-Clan sehen aus, als wäre auf der Bühne ein 30 Jähriges Klassentreffen, aber trotzdem liefern die alten Säcke bei jedem Tourstop ab. Und ich für meinen Teil hoffe einfach, mit 50 auch noch so cool zu sein wie Moses Pelham.
Das ist doch kein HipHop!
Als Caspers XOXO kam wurde schon hart diskutiert, ob das noch HipHop sei, aber das alles war nur ein kleines Feuer verglichen mit dem Flächenbrand ein Jahr später: Was haben wir uns aufgeregt als 2012 Cro seinen ersten Hit hatte. Da gab es nichts zu diskutieren! Das war kein Rap, der Typ war kein Rapper und der Song billigster Kommerz. Natürlich hat er erfolg. Auf dem Ohrwurmbeat hätte er auch rülpsen können und es wäre erfolgreich geworden. Heute ist allen klar, dass Cro kein Pop-One-Hit-Wonder war und seine Nachfolgealben zeigen zumindest, dass er mehr – sogar viel mehr – auf dem Kasten hat als seine ersten Songs vermuten ließen. Hört man allerdings heute, mit 8 Jahren abstand nochmal „Easy“ stellt man fest, dass der Song mehr mit klassischem Rap zu tun hat, als jeder zweite Deutschraphit, den man aktuell in einschlägigen Playlists findet. Sorry Cro von 2012 – wir wussten es nicht besser.
Das mit den Azzlacks ist nur eine Phase
Angeführt von Haftbefehl kam in den frühen 2010er Jahren eine Welle an Straßenrappern mit Migrationshintergrund, die man so zuvor nicht gekannt hatte. Sie rappten so, wie sie auch auf der Straße sprechen, viele Hörer verstanden die Hälfte der Texte nicht, aber trotzdem kam man nicht an Haftbefehl, Celo & Abdi, Veysel, Capo und so weiter vorbei. Auf den Konzerten erwartete man vielleicht, dass die Crowd aussieht wie die Männer auf der Bühne aber Fehlanzeige! Alle Altersgruppen, Nationalitäten und Gesellschaftsschichten versammelten sich, wenn Azzlacks und Co auf Tour gingen. Wer anfangs noch glaubte, das wäre halt jetzt der Gegenentwurf zum weicheren, massentauglicheren Rap von Cro, Casper und Marteria und der Trend würde so schnell wieder gehen, wie er gekommen war, wurde schnell eines Besseren belehrt. Haftbefehl gilt als lebende Legende, arabische Phrasen sind fixer Bestandteil der Jugendsprache geworden und Rapper mit Migrationshintergrund sind heute eine Selbstverständlichkeit und erfolgreicher denn je.