26. April 2024
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Heckmeck Discographie: Cro – Vom gehypten Panda zur Hitmaschine

Heckmeck Discographie: Cro – Vom gehypten Panda zur Hitmaschine

Cro zählt ohne Zweifel zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Künstlern, die Deutschrap je hatte. Der Stuttgarter Rapper knackte Auszeichnungen und Verkaufsrekorde schon weit vor Streaming-Hypes und öffnete Deutschrap neue Türen. Was damals mit Pop-Einflüssen noch als gewagter Sound galt, ist heute kaum noch aus der Szene wegzudenken. Wir blicken zurück in die Zeiten, in der Cro noch im RBA-Forum auf eigene Faust Werbung für seine Tracks machte bis hin zu Singles, die sich 660.000 mal verkauften und sein letztes Album „tru.“, eines der besten Deutschrap-Releases der vergangenen Jahre.

2011: Meine Musik

„Meine Musik“ war bereits das zweite Mixtape von Cro, der zu dieser Zeit noch mehr im Untergrund unterwegs war und weit entfernt von ersten Platzierungen und Erwähnungen in HipHop-Magazinen schien. Für die erste kleine Aufmerksamkeit sorgte KAAS von den Orsons, denn dank einem Tweet mit einer Musikempfehlung fand Cro zu der Zeit immer mehr Beachtung. Kaum ein paar Tage später wurden seine Songs und sein Stil bereits mit US-Größen wie Kid Cudi verglichen. Schon zu dieser Zeit produzierte sich Cro fast ausnahmslos selbst und mit „Einmal um die Welt“ landete auf dem „Meine Musik„-Mixtape bereits einer seiner größten Hits, der allerdings erst im Folgejahr, nach seinen Erfolgen rund um „Easy“, zum Megahit wurde. Trotz nur mäßigen Erfolgen zu dieser Zeit hatte Cro schon große Ziele, auf „Blank“ rappt er:

„Doch ich bin mir sicher irgendwann kommt der Tag an dem ich in dem Ritzhotel sitz und sag „Mr. Bush Guten Tag, ja die Koffer kommen nach oben aber schicken sie mir sofort alle Models und die Drogen“

Dass dieser Moment nur ein Jahr später real wird, hätte vermutlich niemand geahnt.

 

2011: Easy-Mixtape

Im Oktober das überraschende Signing bei dem Stuttgarter Indie-Label Chimperator, im Dezember schon das Debüt mit dem „Easy“-Mixtape, das einen der größten Hypes im Deutschrap generierte. In weniger als zwei Wochen scheffelte der Stuttgarter eine halbe Millionen Klicks auf den gleichnamigen Song „Easy„. Die Mischung aus Rap und Pop galt damals noch als Seltenheit, der Sound als ungewohnt exotisch und mutig. Ein paar Reggae-Samples hier, ein paar Jazz-Elemente dort – das Spiel mit den Genres wurde Cros Erfolgsrezept. Besondere Betonung liegt hier noch einmal auf der Tatsache, dass „Easy“ über 520.000 Einheiten verkaufen konnte. Ja, tatsächlich verkaufen – Streaming war damals schließlich noch Zukunftsmusik. Stattdessen gab es noch sogenannte „Maxi-CDs“ zu Singles… Ach herrje, wie schnell sich der Markt in den letzten Jahren doch geändert hat.

 

2012: Raop

Eine Offensive, alleine mit dem Albumtitel zu zeigen, dass man eben auch Melodien im Rap verpacken kann. Den Hype vom „Easy“-Mixtape konnte Cro glatt mitnehmen und nochmal ausbauen, denn das große Debütalbum kam nur sieben Monate später und wusste musikalisch zu überzeugen. Jede Single war ein Volltreffer: „Du“, „Einmal um die Welt“, „Wir waren hier“, nur um mal einige der Tracks zu nennen. Schnell war das Album generell in aller Munde, schon allein wegen der Gretchenfrage, ob ein Song mit einer gesungenen Hook „denn noch HipHop sein könne“. Die ständigen Diskussionen, ob Cro nun Rapper ist oder nicht, schadeten aber nicht seinem Erfolg, sondern konnten den Hype eher weiter ausbauen – Dauerrotation im Radio und erste gefüllte Konzerthallen inklusive. „Raop“ ist vielleicht nicht Cros bestes Album, gilt jedoch als wegweisend für die Entwicklung deutschen Raps.

 

2014: Melodie

Nach einer für Cro ungewöhnlich langen Releasepause knüpfte er mit „Melodie“ nahtlos an „Raop“ an. Das Album bekam wie üblich die Platin-Auszeichnung und auch die erste Albumsingle „Traum“ verkaufte sich verdammte 660.000 mal. „Melodie“ bestach noch immer durch Melodie und Musikalität, legte allerdings auch wieder verstärkt Fokus auf Rap-Parts. Insgesamt ist es wohl seine fröhlichste Platte. Nur wenige Monate nach Release folgten Stadiontouren und sogar ein eigenes MTV Unplugged.

 

2017: tru.

Gut zwei Jahre sind seit dem Release von „tru.“ vergangen und trotzdem ist das Album in vielen Bereichen immer noch unerreicht. Selten konnte man solch eine virtuose Soundästhetik und Detailverliebtheit auf einer deutschen Produktion hören.

„tru.“ wurde schnell zum Kritikerliebling – es folgten Spitzenplätze in sämtlichen Bestenlisten der Magazine und sogar Beifall von den Rapheads, die Cro zuvor noch als Popsänger verurteilt und die alte „DAS IST DOCH KEIN RAP!!!“-Keule geschwungen hatten. Am Mainstream lief die Platte dagegen leider vorbei, denn „tru.“ konnte aufgrund der (vergleichsweise) expliziten Lyrics und den mutigen Produktionen die Radiosender nur von wenigen Songs überzeugen.

Doch ob das überhaupt der Ansatz war? Vermutlich nicht, denn während man vorher noch auf eingängigere Hooks und einfache Themen gesetzt hat, lieferte „tru.“ das erste mal richtig private Einblicke in den Mensch hinter der Maske. Die Kollegen von rap.de haben damals schon sehr treffsicher festgehalten, warum „tru.“ deutlich mehr Erfolg verdient hätte (Klick).

 

2019: Cro heute

Ein neues Album gibt es zwar noch nicht, von Stillstand kann man dennoch nicht sprechen: Single-Releases mit Trettmann und Kitschkrieg, die wieder in eine eher experimentellere Pop-Richtung gehen, der relativ überraschende Weggang von Chimperator nach über acht Jahren und nur kurz darauf die Gründung eines eigenen Labels „truworks“ in Zusammenarbeit mit Universal Urban, wo mit badchieff schon der erste Künstler unter Vertrag steht. Neben der eigenen Musik wird Cro wohl zukünftig auch vermehrt Newcomer und Freunde supporten und ihnen als Mentor zur Verfügung stehen. Ein Gespür für erfolgreiche Musik besitzt er ja. Wir wissen zwar alle, dass sowas auch schief gehen kann (hust, Kollegah), aber wir sind uns an der Stelle doch relativ einig, dass hier sehr bald Erfolge verzeichnet werden. Und außerdem ist gut vorstellbar, dass die jüngsten Singles bereits die Vorboten für ein neues Cro-Album bedeuten.

Foto: Saeed Kakavand
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Geschrieben von
kollin
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