19. April 2024
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Heckmeck Geschichtsstunde: 5 Alben, die Deutschrap veränderten
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Heckmeck Geschichtsstunde: 5 Alben, die Deutschrap veränderten

Summary:

Die Deutschrapgeschichte ist voll von Alben, die als Klassiker, Wegweiser oder prägende Releases bezeichnet werden. Hier möchten wir 5 Stück präsentieren, die diese Bezeichnungen auch wirklich verdienen.

Creutzfeld & Jakob – Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag (2000)

Noch heute hört man ältere Semester von Creutzfeld Jakob schwärmen.  Zurecht, denn was im Jahr 2000 von Witten ausgehend über Deutschland hereinbrach, war nichts anderes als ein roher Gegenentwurf zum klamaukigen Spaß-Rap der Münchner und Stuttgarter Szene. Lakmann und Flipstar legten das vor, was viele versuchten nachzumachen, ebneten auch den Weg für den Erfolg von Azads Solodebüt einige Monate später und beflügelten mit diesem Release die Straßenrapszene wie es kaum ein anderes Album tat. Lakmann geht noch heute seiner Musikerlaufbahn nach und mischt  als Teil von Witten Untouchable den Untergrund im Ruhrgebiet auf, während Flipstar erst Selfmade Records gründete und jetzt, nach abgeschlossenem Studium lieber Gehirne operiert. Den Legendenstatus kann den beiden Rappern niemand absprechen.

Sido – Maske (2004)

Sido veränderte mit Maske weniger die Musik an sich, als eher den Musikmarkt, denn er beförderte mit dem Erfolg von „Mein Block“ und „Fuffis im Club“, sowie seinem Auftritt beim Bundesvision Song Contest Deutschrap schlagartig wieder in den Mainstream. Was dem folgte, war nicht nur der kometenhaftze Aufstieg von Aggro Berlin samt dem Medienwirksamen Beef mit Bushido und Gefolge, sondern auch ein neuer Deutschraphype, wie ihn keiner mehr für möglich gehalten hätte. Ganze Schulhöfe rappten Sidos Texte und einige Rapper dieser Zeit zehren noch heute vom Hype von damals.

Kollegah – Alphagene (2007)

Kollegah hob schon zu RBA-Zeiten den reimtechnischen Aspekt von HipHop hervor. Als er mit Alphagene im Jahr 2007 erstmals einem breiteren Publikum präsentiert wurde, verstanden einige nicht, was passiert. Plötzlich begannen 15-Jährige Nachwuchsgangsta damit sich in gehobenerer Sprache auszudrücken, Reimsilben zu zählen und entwickelten eine nie dagewesene Faszination für die Deutsche Grammatik. Von jetzt auf gleich schien es möglich mit dem Zählen von Silben und dem Auflisten mehrdeutiger Vergleiche die Qualität eines Rappers zu bestimmen und nach eben diesen Parametern war Kollegah der Boss auf seinem Gebiet. Viele versuchten es Nachzuahmen, aber kaum jemandem gelang es. Ganze Battleturniere, in denen die Jury sich auf bloßes Silbenzählen und die Verständlichkeit der Doubletimepassagen versteifte schossen aus dem Boden, aber der nächste Kollegah wollte einfach nicht gefunden werden. Heute hat Kollegah mehr oder weniger sogar den Echo abgeschafft – alles erreicht!

Casper – XOXO (2011)

Casper galt Jahrelang als Geheimtipp, dem jeder den Durchbruch zutraute, aber dann irgendwie doch keiner so richtig gönnen wollte. Mit XOXO kam im Sommer 2011 sein lang erwartetes großes Album und der prophezeite Erfolg trat ein. Musikalisch betrat er völliges Neuland: Kein Deutscher Act dieser Größenordnung hatte es jemals geschafft Indie- und Post-Rock Elemente so mit HipHop-Produktionen zusammen fließen zu lassen, darauf straight zu rappen und trotzdem zu einer Art abgefucktem Traumprinz für Teenagermädchen zu werden. Tausende stürmten die Elektrogroßmärkte um das Album zu ergattern, Casper spielte plötzlich am Splash vor etwa 50mal so vielen Leuten wie bei seinem letzten Auftritt und die Geier kamen ebenfalls an. Die Chakuzas dieser Welt legten Stilwandlungen hin und versuchten sich an Crossover, Newcomer stürmten mit Indiebeats und Lyrics aus den Poesiealben junger Mädechen die Tonstudios des Landes und als Fan konnte man sich nur verschanzen und hoffen, dass Qualität sich auch hier durchsetzen würde. So war es zum Glück auch.

Bonez MC & RAF Camora – Palmen aus Plastik (2016)

Bonez und RAF nicht als die Aufsteiger des Jahres 2016 zu bezeichnen wäre nichts weiter als eine dreiste Lüge. Die beiden erreichten aus einem kleinen Hype heraus mit ihrem Dacehall-Afrotrap-Hybrid Palmen aus Plastik alles was es zu erreichen gibt, sind seither in den Medien quasi dauerpräsent und sorgten für eine kaum zu überblickende Armee aus Nachahmern. Spotify Playlists die auf Namen wie „Shishabar“ hören, quellen über mit Kopien von Kopien von Palmen aus Plastik Songs. Um auch ein positives Beispiel zu nennen: Trettmann vermischte seinen eigenen musikalischen Entwurf auf #DIY mit dem, was Palmen aus Plastik der Szene gab und kreierte so eines der wohl besten Alben des vergangenen Jahres. Leider sind es aber doch die qualitativ eher unten angesiedelten Releases, die überwiegen und auch vor Palmen aus Plastik 2 haben weite Teile der Szene Angst.

 

Fotoquelle: Cover der jeweiligen Alben

 

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