26. April 2024
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Duzoe im Interview: „Keiner hasst mich so sehr wie ich mich selbst“

Duzoe im Interview: „Keiner hasst mich so sehr wie ich mich selbst“

Hi Duzoe. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Wie geht’s Dir?

Hey Herr Redakteur, ich nehme mir gern die Zeit. Danke für die Plattform. Also iglmir geht es derzeit eigentlich relativ gut. Lustigerweise kann das morgen oder in 10 Minuten schon wieder ganz anders aussehen. Denke das kann man schlecht steuern. Ich auf jeden Fall nicht.

 

Du eröffnest deine EP mit den Worten: „Ihr habt lang genug gewartet das ein Album erscheint, doch ich mach keins“ – Warum eigentlich?

Puh, ich denke das liegt an dem Druck, den ich mir da selbst mache. Ein Debüt-Album bringt so viel Verantwortung mit sich, muss von A nach B komplett rund sein und dient meist um sich darzustellen. Dazu hatte ich einfach nie den Kopf, obwohl ich noch nie so ehrlich war wie auf „unfollow.me“ EP. Ich bin auch generell mehr so der EP-Mensch, der sich thematisch auf etwas einlässt, das ihn gerade beschäftigt und das mit seiner Musik verarbeitet. Nicht, dass meine jetzige EP keine Facetten aufweisen würde, aber sie ist über einen sehr harten Zeitraum meines Lebens entstanden und die Songs aus genau dieser Zeit habe ich mir zu einem Gesamtkonstrukt zusammen gelegt.

 

Auf Facebook meintest du vor einigen Wochen, dass du dich gegen ein Release gewehrt hast. Unter anderem wegen negativen Resonanzen. Sind dir so Sachen wie Reviews und Meinungen so wichtig?

An und für sich gar nicht mal so, aber auf der anderen Seite irgendwie schon. Mir ist sehr wichtig was Menschen für ein Bild von mir haben und ob sie mich hassen oder mich für einen Idioten halten etc. Du musst dir vorstellen, dass ich grundlegend immer denke, dass mich niemand leiden kann und mich selbst komplett zerfresse, wenn ich Fehler mache. Das geht für mich gar nicht. Ich bin ein kleiner Perfektionist für den aber nie etwas perfekt ist. Egal wie sehr ich auch daran arbeite. Für mich geht es immer besser. Immer mehr, immer weiter, aber man kommt nie an. Ich habe einfach eine enorme Angst davor Fehler zu machen oder Leute zu enttäuschen. Selbsthass ist da ein großes Thema, das sich dann wieder zeigt.

 

Du sagst auf deiner ersten Single „Das Erreichen von meinen Zielen wirkt auf mich so ewig„. Was hast du derzeit für Ziele? Mit der EP und generell?

Das kannst du dir quasi aus meiner vorigen Antwort ableiten. Ich will einfach viel mehr als für mich gesehen da ist, aber steh mir selbst im Weg. Ich finde keinen Abschluss. Ich finde nichts perfekt. Ich glaube, ich bin mein größter Hater oder Kritiker. Keiner hasst mich so sehr wie ich mich selbst. Diese EP ist tatsächlich nur entstanden bzw. veröffentlicht wurden, weil die Menschen, die auch am Entstehungsprozess beteiligt waren, wie z.B. MXP, Ikarus, TIMDMA oder KCVS mir immer wieder gut zugeredet haben und mich bestärkt haben, dass die Songs krass sind. Ich selbst hab das nie gesehen und zweifle auch extrem viel an meinem „Talent“ und dem, was ich mache.
Das Ziel der EP ist es eigentlich nur Leuten zu zeigen, dass sie mit all ihren Gedanken, Eigenschaften, Problemen, Macken oder Attitüden nicht allein sind. Deshalb biete ich auch oft an, dass Fans mir schreiben können, wenn ihnen was auf der Seele brennt und keinen Menschen in ihrem näheren Umfeld haben, dem sie etwas anvertrauen möchten oder sogar können. Natürlich ist es auch ein Ziel gehört zu werden und endlich zu zeigen, wer und was man ist. Generelle Ziele in meinem Leben würden den Rahmen hier sprengen, denn auch das resultiert aus dem Perfektionismus, der mich Erreichtes meist gar nicht wahrnehmen lässt. Aber da gibt es einige. Das größte Ziel ist Zufriedenheit und Glücklichkeit.

 

Eat Shit Or Try Dying kam erst vor einem Jahr raus, hast du direkt danach mit der EP angefangen?

Ich habe nie explizit auf eine Solo-EP hingearbeitet. Sie entstand irgendwie einfach. Nach und nach. KCVS hat mir Beats gesendet (s/o für die Meisterwerke an dieser Stelle), die mich mega inspiriert haben und ich habe angefangen meine Gedanken runterzuschreiben oder teilweise sogar einfach irgendwas rauszulassen und gefreestyled, wie z.B. bei Iglu oder FTP. Es sind enorm viele Tracks entstanden, aber viele davon sind zu ehrlich oder zu traurig. Oder beides. Und ich wollte nicht alles preisgeben, was passiert ist, denn eigentlich rede ich sehr wenig über mich, versuche aber für mich selbst offener zu sein.

 

Du thematisierst auf Blueyes ganz offen Depressionen: Hast du bewusst solche harten Aussagen gewählt, um auch auf das Thema generell aufmerksam zu machen, oder ging es für Dich in erster Linie darum, das Ganze für dich zu verarbeiten?

Ich finde schön, dass es jetzt solche Wellen schlägt und ich solch positive Resonanz dafür bekomme, aber im Grunde ist „Blueyes“ nur die Verarbeitung von Gefühlen und zu 100% ehrlich. Ich war ganz tief in der Scheisse drin und hab keinen Ausweg gesehen. Das Runterschreiben und Einsingen hat mir wirklich geholfen das Ganze preiszugeben. Es hat mir halt die Verantwortung genommen in persönlichen Gesprächen darüber reden zu müssen, sondern es einfach in Kunst verpackt zeigen zu können. Meine Liebe aber an alle Menschen, die sich in dem Song widerspiegeln und mir so die Kraft geben, dass man nicht allein ist.

 

Hattest du auch irgendwie „Angst“ belächelt zu werden, wenn du das ganze so offen thematisierst? Sierra Kidd ist da vermutlich ein gutes Beispiel.

Ich habe eigentlich in jeder Lebenslage Angst belächelt zu werden. Ich bin ein sehr unsicherer, komplex behafteter Typ. Ich fühl mich sehr schnell unwohl in allen Situationen und zieh mich zurück.

 

Findest du generell auch, dass Depression als Krankheit unfassbar stark unterschätzt wird?

Das ist sehr schwer. Ich bin gar kein Freund von Diagnosen oder sowas. Auch finde ich diesen Trend „Depression“ der sich gerade in der Jugend verbreitet hat sehr fragwürdig.
Ich arbeite halt als Sozialpädagoge in der stationären Jugendhilfe und sehe beide Seiten. Ernsthafte Depressionen, die wirklich als Krankheit oder Einschränkung im Leben oder dem eigenen Sein gesehen werden können, als auch Jugendliche, die vom Arzt oder sogar nur ihren Eltern Diagnosen bekommen haben und sich einfach nur darauf stützen, dass sie ja „krank“ seien und das ist ja auch irgendwo so cool, weil man anders ist.
Was ich aber auf jeden Fall finde ist, dass die gesamte Menschheit viel mehr für jegliche Arten von psychischen Krankheiten sensibilisiert werden sollte und diese Themen ernst nimmt, denn wie man zum Beispiel an negativen Reaktionen zu „Blueyes“ merkt, haben die Leute oft gar keine Berührungspunkte damit und gehen einen an, ohne zu wissen, welche Folgen das haben könnte, wenn man nicht damit umzugehen wüsste.




 

Welche Inspirationen hattest du bei den Arbeiten an der EP? Gibt es einen konkreten Künstler oder gar ein Album, welches dich inspiriert hat?

Ich höre seit 2015/2016 sehr viel Lil Peep, nothing.nowhere, Sleepyboy Homeless, supachefm und anderen Underground-Emo-Rap oder Akustiksound, da die mir tatsächlich sehr aus der Seele reden und ich mich in denen sehr gut widerspiegeln konnte. Aber wenn ich mich entscheiden müsste: „HELLBOY“.

 

„DEMONS“ knüpft vom Sound ein wenig an alte Lil Peep Tracks an, auch thematisch kann man an manchen Ecken parallelen ziehen. Ist dir das auch aufgefallen?

Ähm… siehe oben.

 

Findest du Vergleiche, wie die Frage zuvor behindert?

Eigentlich ja, aber irgendwo ja auch berechtigt, wenn man es nun mal so empfindet. Irgendwer vergleicht einen immer und Sound- und Sinntechnisch gibt es da ja sicher auch Überschneidungen.

 

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