26. April 2024
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MC Smook im Interview: „Meine Musik sollte man nicht ironisch hören“

MC Smook im Interview: „Meine Musik sollte man nicht ironisch hören“

Hey Smook! Du hast dein neues Album „Paläste aus Scherben“ als Magnum Opus angekündigt – bist du die Produktion deshalb anders angegangen als bei deinen vorherigen Releases?

Natürlich ist das Album locker-flockig entstanden, so wie ich immer Musik mache. Ich habe für meine Verhältnisse aber etwas länger an den Tracks gearbeitet. Vor drei Jahren habe ich während meiner Glo Up Dinero Gang-Phase mein Album „Bereit zu leben“ rausgebracht, das mit Twists und Storytelling total konzeptionell geraten ist, das hab‘ ich diesmal so ein bisschen sein lassen. Am Anfang hatte ich voll die Vision, ein deutsches „To Pimp a Butterfly“ zu machen mit Soul und Funk und Trap und so weiter, aber dann dachte ich mir, mach doch einfach die Musik, die du fühlst.

 Ein „To Pimp a Butterfly“ im MC Smook-Style ist auf jeden Fall etwas, das Deutschrap noch fehlt.

Ja, das war ja der Versuch bei „Bereit zu leben“ (lacht). Die JUICE und All Good haben das damals rezensiert und das Konzept auch gefühlt. Soundtechnisch gab es da natürlich noch Abzüge in der B-Note, aber das habe ich jetzt versucht auf dem neuen Album zu bereinigen. Ich habe vieles reflektiert, was ich in der Vergangenheit gemacht hab und die für mich stärksten Facetten zusammen auf ein Album gebracht. Daher kommt auch so ein bisschen der Titel. Ich war ja immer einer dieser Weirdo-Künstler, die auch mal über mehrere Wochen zwei Tracks an einem Tag gebracht haben und aus diesem ganzen „Scherbenhaufen“ – ich nenne das jetzt mal so, weil ich mit meinem Style immer Gegenwind bekommen habe und auch ganz schön einstecken musste – baue ich jetzt sozusagen meinen Palast.

Den Gegenwind spürt man ja immer noch, schaut man sich die YouTube-Kommentare und Bewertungen unter deinen letzten Videoauskopplungen an.

Dieses Jahr sind einige Videos deutlich viraler gegangen als davor, einfach auch durch diesen YouTube-Algorithmus, der plötzlich Leuten meine Clips vorschlägt, die normalerweise lieber Olexesh oder Shishabar-Playlists hören. Die letzte Single „Suicide“ hat aber auch in meiner eigenen Fanbase sehr stark polarisiert, aufgrund der Thematik, des Styles und der ganzen Aufmachung. Ich versuche immer was Neues zu machen und, mal plakativ gesagt, Genregrenzen zu sprengen.

Ist das denn eine neue Erfahrung? Während deiner Glo Up-Phase war Money Boy doch ebenso umstritten, das färbte doch damals auch auf dich ab.

„Kola mit Ice“ war damals so ein gefühlter „Turning Point“, an dem der Hass auf Money Boy plötzlich gekippt ist und alle angefangen haben, ihn zu lieben. Nicht nur aufgrund des Songs, sondern auch wegen anderen Moves wie dem Joiz-Interview und ein paar seiner größeren Hits. Deswegen kam ich mit dieser Dislike-Rate nie so richtig in Berührung, weil ich erst zu dem Zeitpunkt dazugestoßen bin. Klar gab’s da schon ein bisschen Hate, aber jetzt ist er schon nochmal deutlich größer als zu der GUDG-Zeit.

Wie gehst du mit negativer Resonanz um?

Mit den meisten Kommentaren habe ich viel Spaß. Das ist schon sehr geil, wenn ich als Deutscher, der Deutschrap macht, von Deutschsprachigen als Alman beleidigt werde (lacht). Reibung ist immer sehr wichtig. Wenn ein Song 6000 Daumen nach oben und 5000 nach unten hat, konzentriere ich mich natürlich darauf, Musik für die 6000 Leute zu machen, denen er gefällt. Und die Klicks von den anderen nehme ich gerne mit, ist ja nicht schlecht, wenn man über meine Musik spricht.

 

 

Ich habe während der Vorbereitung auf dieses Interview gemerkt, dass es ziemlich schwer ist, das zu beschreiben, was du eigentlich machst. Bei dem jungen Nachrichtenportal Watson wurdest du mal als „Deutschlands bissigster Satire-Rapper“ bezeichnet…

Ja, das war auch so’n Ding. Ich kann die Journalisten verstehen, man muss ja eine Person irgendwie beschreiben können. Ich habe mich aber sehr dagegen gewehrt, dass das in der Headline steht (lacht). Wenn man sich durch meine Diskographie klickt, wende ich natürlich viel Satire an und habe auch ‘ne Menge komplett trollbasierter Songs, aber man findet man eben auch welche, die komplett ernst gemeint sind. Das ist dann für den normalen Konsumenten schwer zu greifen, was mein „musikalischer Stil“ ist.

Da sehe ich aber auch eine Teilschuld bei den Labels, die den Künstlern der letzten 50-60 Jahre irgendwelche Images aufgedrückt haben, die die dann fahren mussten. Bausa ist zum Beispiel grade der „Casanova“, der in jedem Video irgendwelche Frauen abschleppt, aber ich kann mir vorstellen, dass man da irgendwann einen Bruch reinbringen wird und er plötzlich einfach nur ein kaputter Alki ist, der die Liebe sucht. Sowas ist sehr ausgemalt und natürlich viel leichter zu greifen.

Was bedeutet dir Ironie als Stilmittel in deinen Tracks?

Ich finde, man kann mit ironisch-satirischen Mitteln zum Beispiel schlechte politische Entwicklungen der letzten Monate viel prägnanter darstellen, als sich bloß darüber zu beschweren, wie es viele andere sonst machen.

Und kann man Musik auch ironisch hören?

Ironisch hören? Nee, das geht nicht. Also es gibt ja diese Studenten, die Haftbefehl hören, weil sie einen Song lustig finden und dann aber bald wieder zum nächsten Hype springen, aber die verstehen dann nicht den Künstler dahinter. Meine Musik sollte man nicht ironisch hören.

Ich habe eine sehr wichtige Frage. Was ist ein „Alberner Alman“?

Ich hab‘ Anfang des Jahres meine Single „Mut“ veröffentlicht und plötzlich haben da ganz viele Albaner kommentiert, dass das ja das albanische Wort für „Scheiße“ ist. Das fand ich dann eigentlich ganz lustig, dass die mich dafür gehated haben. Zu der Zeit habe ich auch viel auf dem Twitter-Account von „Albanerfakten“ gegrindet und fand diese Alman-Jokes – s/o Felix Krull – ohnehin ziemlich nice. Da dachte ich mir okay, ich bin ein Alman, aber auch ein Albaner, immerhin habe ich ja mit „Mut“ einen albanischen Songtitel. Dann bin ich also ein „Albaner-Alman“. Das war mir dann aber doch zu bescheuert und ich habe „Alberner Alman“ draus gemacht. Das ist auch eine gute Beschreibung von mir.

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